Tee & Gesundheit
Viele Menschen trinken Tee nur, wenn sie krank sind, andere lieben ihn, immer und überall: 28 Liter Tee hat jeder Deutsche nach Angaben des deutschen Teeverbandes im Jahr 2015 durchschnittlich getrunken. 70 Prozent davon wurden als schwarzer und 30 Prozent als grüner Tee aufgebrüht. Kräuter- und Früchtetees sind dabei noch nicht einmal berücksichtigt, denn streng genommen sind das keine Tees, sondern nach gesetzlicher Definition "teeähnliche Erzeugnisse". Ihnen fehlt in der Regel die anregende Wirkung des Koffeins.
Echter Tee wird ausschließlich aus der immergrünen Teepflanze Camellia sinensis hergestellt. Von diesem Strauch stammen grüner und schwarzer Tee. Welche Sorte daraus wird, entscheidet der Herstellungsprozess.
Grüner und schwarzer Tee sind für den Start in den Tag geeignet, denn sie enthalten Teein. Der Stoff ist chemisch identisch mit dem Koffein aus dem Kaffee. Teein lässt den Blutdruck ansteigen und macht wach. In 200 Milliliter schwarzem Tee stecken zwischen 40 und 100 Milligramm Teein.
Anders als Koffein ist Teein an bestimmte Pflanzenstoffe (Polyphenole) gebunden und wird erst im Darm freigesetzt. Deshalb setzt die wachmachende Wirkung des Tees später ein, hält aber länger an. Den letzten Teein haltigen Tee sollte man am frühen Nachmittag trinken, um die Nachtruhe nicht zu stören. Zieht schwarzer Tee länger als zwei bis drei Minuten, werden mehr Gerbstoffe gelöst. Sie binden das Teein, sodass der Tee nicht mehr so gut wirkt. Aber bitte vorsichtig sein, Gerbstoffe können auf den Magen schlagen.
Polyphenole sind vor allem in grünem Tee und in geringerem Maße auch in schwarzem Tee enthalten. Sie fangen sogenannte freie Radikale, stimulieren die Zellteilung und schützen Herz und Gefäße. Tee darf man nicht zu heiß trinken. Kann man die Tasse oder das Schälchen entspannt in den Händen halten, ist die Temperatur richtig. Zu heiße Getränke können die Schleimhäute schädigen und langfristig die Entstehung von Speiseröhrenkrebs begünstigen.
Schwarzer Tee
Schwarzer Tee ist der beliebteste und am meisten getrunkene Tee. Die wichtigsten Schwarzteesorten sind Asam, Ceylon, Darjeeling und Keemun.
Damit sich alle Inhaltsstoffe voll entfalten können, müssen Schwarztees prinzipiell mit kochend heißem, möglichst weichem Wasser gebrüht werden und höchstens drei Minuten ziehen. Dadurch kommt das Aroma besser zur Geltung.
Kalkhaltiges Wasser sollte – wenn möglich – enthärtet werden.
Man kann schwarzen Tee aber nicht nur trinken. Nimm einen getränkten Teebeutel und lege ihn auf die Augen. Die im Schwarztee enthaltenen Gerbstoffe wirken adstringierend (zusammenziehend), dadurch werden Falten reduziert.
Lokalbehandlung bei Augenringen: Einfach zwei Pads mit kaltem schwarzem Tee (sollte mindestens 8 Minuten gezogen haben) auf die Augen legen.
Amerikanische Studien haben gezeigt, dass Catechine (Flavonoide) im Schwarztee Kariesbakterien hemmen. Der hohe Fluoridgehalt schützt zudem den Zahnschmelz.
Aber Achtung: Zuviel Schwarztee kann die Zähne schnell gelb verfärben.
Die antibakteriell wirksamen Gerbstoffe sind zudem hilfreich bei Beschwerden des Magen-Darm-Traktes.
Grüner Tee
Sencha ist die meist getrunkene Teesorte in Japan.
Beim Grünen Tee ist darauf zu achten, dass das Aufgusswasser nicht wärmer als 90 Grad Celsius ist, denn sonst wird der Tee zu bitter. Die Ziehzeit sollte bei rund zwei Minuten liegen. Grüner Tee kann bis zu dreimal aufgegossen werden. Vielfach ist die heilende Wirkung von Grüntee untersucht worden.
Auf Grund einer fehlenden Fermentation enthält der grüne Tee große Mengen des Antioxidans EGCG, das unter anderem das Brustkrebsrisiko mindern soll. Internationale Studien zeigen auch, dass grüner Tee einen günstigen Effekt auf den Cholesterinspiegel hat. Offenbar sprechen auch Rheuma und Gicht gut auf grünen Tee an. Wissenschaftler fanden zudem heraus, dass EGCG giftige Eiweißablagerungen unschädlich machen kann. Solche Ablagerungen kommen zum Beispiel bei der Alzheimerkrankheit vor.
Wie der schwarze Tee enthält der Grüntee Fluoride, die vor Karies schützen. Bereits eine Tasse pro Tag beugt Zahnfleischerkrankungen vor. Dafür verantwortlich ist offenbar ebenfalls der Bitterstoff Catechin.
Im grünen Tee finden sich Polyphenole, die freie Radikale binden und somit einen günstigen Einfluss auf das Immunsystem besitzen. Polyphenole hemmen auch das Bakterienwachstum. Laut einer Studie der japanischen Tohoku Universität senken 5 Tassen grüner Tee täglich das Herzinfarktrisiko bei Frauen um circa 30 Prozent.
Hilft grüner Tee beim Abnehmen?
Bestimmten Gerbstoffen im grünen Tee werden eine gewichtsreduzierende Wirkung nachgesagt. Dies wurde in einer holländischen Untersuchung überprüft, mit einer Laufzeit von jeweils 12 Wochen. Die Studie zeigte, dass Patienten, die grünen Tee tranken, nach 12 Wochen eine Gewichtsreduktion von im Mittel 1,3 kg aufwiesen im Vergleich zu Patienten, die ein Scheinmedikament bekamen. Die Autoren sind der Auffassung, dass grüner Tee ein effektives Mittel zur Gewichtsabnahme darstellt.
„Asiatisches Paradox“
In Asien gibt es Gebiete, in denen die Menschen stark rauchen. Trotzdem treten in diesen Regionen vergleichsweise wenig Herz-Kreislaufkrankheiten und Krebsfälle auf. Forscher der Yale-School of Medicine sind diesem “Asiatischen Paradoxon” nachgegangen. Sie vermuten, dass der Schlüssel zu der bemerkenswerten Gesundheit dieser Personen beim intensiven Teegenuss liegen könnte. Sie analysierten mehr als 100 Studien zum Thema Grüntee. Daraus ergab sich insbesondere die These, nach der ein durchschnittlicher Tageskonsum von 1,2 Litern des Aufguss-Getränks durch die Zufuhr von Antioxidantien vor Krankheiten schützt. Die Forscher vermuten eine Unterbindung des Tumorwachstums durch eine Verbesserung der Verdauungsfunktion, Schutz der Augen und Haut, Linderung von Arthritis sowie positive Auswirkungen auf den Alkoholstoffwechsel und damit einen Schutz der Leber, der Nieren und der Bauchspeicheldrüse.
Grüner Tee beeinflusst auch die kognitive Leistungsfähigkeit. Die Wirkung von Tee hält diesbezüglich länger an als die von Kaffee.
Weißer Tee
Weißer Tee gehört zu den edelsten und teuersten Sorten. Weißer Tee wird in China als „Elixier der Unsterblichkeit“ bezeichnet. Er ist teilfermentiert und eher mild im Geschmack. Durch seinen hohen Gehalt an Antioxidantien (Polyphenolen) soll er der Zellalterung entgegenwirken, Entzündungen hemmen und das Krebsrisiko senken. Das Wasser sollte bei der Zubereitung nicht mehr kochend sein und die Ziehzeit liegt wie bei grünem Tee bei zwei Minuten.
Einige Hautärzte empfehlen eine lokale Behandlung der Haut mit weißem Tee. Dies soll einer vorzeitigen Hautalterung entgegenwirken. Zudem sind einige der Auffassung, dass Dank des hohen Vitamin C und Vitamin E Gehaltes weißer Tee Hautschäden durch UV-Strahlung vorbeugt.
Folgendes Konzentrat wird empfohlen: 1 TL Tee und 100 ml Wasser (bei 70 Grad 5 Minuten ziehen lassen) und morgens und abends als Gesichtswasser nutzen. Zur Herstellung einer Gesichtsmaske einfach Kompressen mit Tee tränken, auflegen und 10 Minuten einziehen lassen.
Da die Teeknospen keinen bitteren Geschmack annehmen, können sie in der Kanne bleiben und ein zweites und sogar ein drittes Mal übergossen werden. Pro Tasse empfehlen Tee-Experten einen halben Teelöffel Tee. Weißer Tee enthält bis zu 5 Prozent Koffein, Grüntee dagegen nur etwa 2 bis 3 Prozent.
Oolong-Tee
Oolong-Tee ist ein halbfermentierter Traditionstee aus China, der einen leicht nussartigen Geschmack aufweist. Er kann mehrmals aufgegossen werden, ohne dass er an Geschmack verliert. Die Ziehzeit des Oolong-Tees liegt bei etwa drei Minuten.
Eine japanische Studie hat gezeigt, dass Oolong-Tee zu einer deutlichen Gewichtsabnahme führt. Gerbstoffe dieses Tees hemmen jene Enzyme, die das Fett aus der Nahrung in den Körper überführen. Die in diesem Tee enthaltenen Saponine hemmen Fett aufspaltende Enzyme in der Bauchspeicheldrüse. So wird ein Teil des Fettes unverdaut ausgeschieden. Außerdem kurbelt das Koffein im Oolong-Tee die Fettverbrennung an. Oolong wird von den Forschern als „Fettblocker“ bezeichnet, der uns zumindest teilweise vor Kalorien in der Nahrung schützt. Oolong-Tee kann heiß und kalt getrunken werden.
TIPP: Mixe Oolong-Tee mit Jasmintee, so nimmst du dem Tee den strengen Geschmack und bremst sogar noch Heißhunger auf Süßes. Der Grund: Jasmintee hält den Blutzuckerspiegel stabil. Tee sollte man am besten zu den Mahlzeiten trinken.
Rooibos Tee
Rooibos Tee stammt aus den Nadeln des südafrikanischen Rotbuchstrauches. Ob als Maske oder Getränk - Rooibos hat günstige Wirkungen auf die Haut, etwa bei Ekzemen, Sonnenbrand und allergischen Hauterscheinungen. Ätherische Öle werden dafür verantwortlich gemacht. Rooibos Tee enthält kein Koffein und hat somit keine Kreislaufwirkungen. Er ist reich an Mineralien wie Eisen, Fluor, Zink, Magnesium, Kalium und Vitamin C. Wenn Rooibos Tee lange zieht, wird er dunkel. Auch der Geschmack wird deutlich intensiver.
Tees für die Verdauung
Gut für die Verdauung sind diese Tees, wenn man sie kurz vor oder nach dem Essen trinkt:
- Anis-Fenchel-Kümmel-Tee verhindert Blähungen
- Jasmin-Tee beruhigt den Magen und senkt den Blutzuckerspiegel
- Aufgussgetränke aus Artischocke oder Löwenzahn regen die Gallensaft-Produktion an und fördern so die Fettverbrennung
Vitamine im Früchtetee
Aufgebrühte Früchte eignen sich gut als Durstlöscher und schmecken auch kalt. Sie enthalten sogar ein paar Vitamine: Früchtetees mit viel Hibiskus oder Hagebutte sind reich an Vitamin C.
Kräutertee, der müde macht
Aufgussgetränke mit Lavendel, Baldrian oder Melisse wirken beruhigend und machen schläfrig. Diese Tees sollte man aber nicht direkt vor dem Schlafen trinken, sondern über den Abend verteilt. Denn es dauert, bis sie wirken.
Soll ein Tee Beschwerden lindern, kauft man ihn am besten in der Apotheke. Die dort erhältlichen Arzneitees enthalten immer die gleiche Menge an Wirkstoffen. Sie müssen die strengen Anforderungen des Arzneimittelgesetzes erfüllen und eine Heilwirkung nachweisen.
Egal ob "echter Tee" oder ein teeähnliches Getränk: Tee verbreitet Gemütlichkeit und tut gut – vor allem in der kalten Jahreszeit. Und Tee ist ein kalorienfreies Getränk, wenn er nicht mit Zucker gesüßt wird.
Die Deutsche Gesellschaft für Ernährung empfiehlt gesunden Erwachsenen, täglich etwa 1,5 Liter Flüssigkeit durch Getränke zu sich zu nehmen. Die benötigte Menge kann bei Hitze, Fieber, Durchfall oder Ausdauersport auch höher liegen. Ungezuckerte Kräuter- und Früchtetees sind neben Mineralwasser eine gute Alternative, um den Körper mit ausreichend Flüssigkeit zu versorgen.